Max Herrmann, 1886 als Sohn eines Gastwirts geboren, nennt sich nach seinem oberschlesischen Geburtsort Max Herrmann-Neiße.
Nicht zuletzt aufgrund seiner körperlichen Verfasstheit empfindet er sich schon früh im Leben als Außenseiter, doch lernt er seinen zwergenhaften Wuchs, den Buckel, den großen kahlen Schädel zu kompensieren: „Der harte, gewalttätige, böse Grundanstoß, der sozusagen meine Wunde zum Bluten brachte und mich zum Dichter schlug, war das Erlebnis missgestalteter Körperhaftigkeit, des Verwachsenseins.“ – schreibt Neiße 1928 in seinem biografischen Essay Trauer und Trotz.
1917 verlässt Neiße die Provinz. In Berlin, wo Franz Pfemfert und Alfred Kerr ihm den Weg in die literarische Welt ebnen, wird er rasch bekannt, hat Erfolg, veröffentlicht mehrere Gedichtbände, schreibt Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Rezensionen, Kabaretttexte. Else Lasker-Schüler, Oskar Loerke, Carl Sternheim, Alfred Döblin loben sein Werk, George Grosz porträtiert ihn, mit dem Vagabunden Ringelnatz ist er eng befreundet, erhält 1924 den Eichendorff-Preis, der Gerhart-Hauptmann-Preis folgt 1929. Zu Neißes Vorbildern zählt Heinrich Heine.
Seit Ende der 1920er-Jahre empört Max Herrmann-Neiße sich mehr und mehr gegen den aufziehenden Faschismus, vor dem er als sich ankündigende „Vernichtung wehrloser Opfer durch hemmungslose Gewaltmenschen“ warnt.
Anfang 1933, wenige Tage nach dem Reichstagsbrand, flieht Neiße mit seiner Frau Leni über die Schweiz, Frankreich und Holland nach England.
Heimatlos, entstanden am 23.06.1936, ist eines der Gedichte, die sich nach seinem Tod in London am 8. April 1941 in seinem Nachlass finden.
Ein ganz Großer, lange Zeit nahezu vergessen. Und das von Dir ausgewählte Gedicht: Hochaktuell.
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ja, genau das war auch mein empfinden: hochaktuell – und so hab ich’s eingestellt. danke für deine rückmeldung, liebe birgit, und einen gruß!
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