„Er war lang und etwas plump, sah wie ein Pferd aus, stammte aus einem Nest in Westpreußen, war scheu und liebenswürdig, schuf nur Formvollendetes, übrigens rein sensuale Sachen, hatte kaum enge Freunde, aber bestimmt keinen Feind, eines Tages, wohl noch im 1. Weltkrieg, verschwand er, man hörte nie von seinem Tod etwas, theoretisch möglich wäre, daß er noch lebt.“
Von Kurt Hiller stammt diese enigmatische Beschreibung des am 31. Dezember 1885 in Christfelde/Westpreußen geborenen und mit nur 35 Jahren am 16. März 1921 in Freiburg im Breisgau an den Folgen einer Operation verstorbenen Dichters Paul Boldt.
Obwohl Boldts dem Frühexpressionismus zuzurechnende Gedichte die Berliner Kritiker um 1910 zu Begeisterungsstürmen hinrissen, ist der „Kentaur unter den Dichtern“, wie Peter Härtling ihn nannte, heute nahezu vergessen.
Was für ein wundervolles Gedicht… danke dafür. Ich habe gleich den Pinthus aus dem Regal gezogen und nachgesehen, ob ich da vielleicht etwas übersehen habe in der „Menschheitsdämmerung“, diesem Dokument des Expressionismus. Doch, nein, Boldt findet sich tatsächlich nicht darin, was ich gerade sehr traurig finde…
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„…Einsamkeiten kommen hoch…“ wie wahr; was für ein Gedicht, einfach wunderbar, dankeschön!
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Ach, den Paul Boldt hatte ich in Planung, jetzt finde ich ihn hier – und freue mich, dass nochmals jemand sich an ihn erinnert. Dies wollte ich hinzufügen – jetzt eben hier an dieser Stelle. Weil Marcel Reich-Ranicki sehr schön über ihn schreibt: „Marcel Reich-Ranicki schrieb über den lange vergessenen Expressionisten in der Frankfurter Anhtologie: “Boldt gehörte zu den Einzelgängern, zu den Verlassenen und den Ausgestoßenen, und noch im Kreis von Außenseitern blieb er ein Außenseiter. Aber er war beides zugleich und auf einmal – ein kräftiger Naturdichter, seiner heimatlichen Landschaft verbunden, und ein feinfühliger Asphaltpoet, irritiert von der modernen Großstadt, zumal von Berlin. Er liebte den deutschen Wald und den deutschen Puff. Er rühmte junge Pferde und junge Bäume, das helle Licht und das finstere Laub, den grünen Klee und die blaue Luft, einsame Pappeln und den Duft der Wiesen, fliegende Fische und die Sonne im Wolkenhut.”
Zum vollständigen Artikel geht es hier: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-anthologie/marcel-reich-ranicki-in-der-frankfurter-anthologie-in-der-welt-von-paul-boldt-12751271.html„
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Sehr schöne Stimmung im Gedicht. Da findet sich Traurigkeit des Abschieds und Umbruch zu dem Neuen gleichzeitig wieder. Und es drängt sich trotz „Einsamkeiten“ eine besondere Liebe zum tristen grauen aber trotzdem irgendwie liebenswürdigen November hervor. Ich mag das.
LG Julia
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es freut mich, dass paul boldts novembergedicht euch angesprochen hat, und ich danke sehr für eure reaktionen, besonders auch, liebe saetzebirgit, für den verlinkten faz-artikel.
DANKE 😉
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